Ein Strohballenhaus punktet nicht nur mit einer optimalen Ökobilanz sondern steht Häusern in herkömmlicher massiver Bauweise wie auch Fertighäusern auch in Wärmedämmung und Brandwiderstrand in nichts nach.
Während ursprünglich Strohballen aus Mangel an Holz zum Bauen von Häusern verwendet wurden, stehen heute die positiven bauphysikalischen Eigenschaften der Strohballen im Vordergrund.
Auch wenn es sich beim Stroh um einen relativ preisgünstigen Baustoff handelt, muss man beim ökologischen Bauen mit dem nachhaltigen Rohstoff Stroh etwas höhere Baukosten einplanen. Dies ist vor allem durch den arbeitsintensiven Aufwand beim Einbau und dem anschließenden Verputzen der Strohballen bedingt.
Bei der Planung eines Strohballenhauses sind wichtige Aspekte hinsichtlich der Bauweise und -technik zu beachten, so dass Sie sich in jedem Fall auf ein Architekturbüro mit Spezialisierung auf die Bauweise mit Strohballen verlassen sollten.
Im späten 19. Jahrhundert begann das Bauen mit Stroh in den USA mit der Entwicklung dampfgetriebener Strohballenpressen. Es entstanden die ersten Strohballenhäuser in Nebraska, einem Gebiet mit riesigen Getreidefeldern.
Vor allem in diesen holzarmen Gegenden und im Süden der USA wurden Strohballenhäuser errichtet, bei denen die Strohwände die Last der Dachkonstruktion trugen- diese Konstruktionsweise wird daher noch heute Nebraska-Stil oder Lasttragende Bauweise genannt. Erst im Jahr 1936 errichtete man ein zweigeschossiges Strohballenhaus mit tragenden Holzständersystem und Stroh als Wandbaustoff und Dämmmaterial.
Neueste Messungen nach DIN 52612 haben die bereits in Österreich vor einigen Jahren festgestellte Werte bestätigt: Stroh mit Rohdichte von ca. 90 kg/m³ besitzt einen λR=0,045 W/mK (inkl. 20% Zuschlag für pflanzliche Dämmstoffe).
Das Bauen mit Strohballen ist eine hochwertige Bauweise. Sie vereinigt Nachhaltigkeit, Wohngesundheit und Energieeffizienz wie kein anderer Dämmstoff. Entgegen laienhafter Annahmen ist die Strohballenbauweise keine billige Bauweise. Der Baustoff „Strohballen“ ist zwar in der Regel günstig vom lokalen Landwirt zu beziehen, aber die fachgerechte Weiterverarbeitung durch einen Handwerkerbetrieb wird nach den ortsüblichen Handwerkerpreisen bemessen. Die Baukosten für ein Gebäude mit Strohballen sind vergleichbar mit anderen nachhaltigen wohngesunden Bauformen. Hier liegen wir inzwischen je nach Ausführung und Standard bei ca. 1.800 – 2.500 € / m² Wohnfläche für die reinen Baukosten ohne Nebenkosten.
Info-Broschüre: „Strohgedämmte Gebäude“, FNR Fachagentur nachwachsende Rohstoffe e.V. 2013
International wurden inzwischen unter vergleichbaren Testbedingungen unterschiedlichste Wandaufbauten auf ihren Feuerwiderstand geprüft – mit Ergebnissen von F-30 bis F-120. Seit 2014 gibt es in Deutschland ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis für definierte Wandaufbauten, die der Feuerschutzklasse F30 und F90 entsprechen.
Insekten: Ein wichtiges Kriterium für die Schädlingsvorbeugung ist das möglichst rasche, rissefreie Verputzen/ Verkleiden der Strohwände.
Hier liegt die angeblich größte Schwäche von Stroh. Obwohl Strohballen, im Gegensatz zu den meisten anderen pflanzlichen Dämmstoffen, vollkommen unbehandelt verwendet werden, sind bisher in der Praxis bei fachgerechter Ausführung keine Probleme bekannt geworden. Um zu wachsen, brauchen Schimmelpilze über einen längeren Zeitraum entsprechende Milieubedingungen: Feuchtigkeit, Wärme, wenig Belüftung. Um Schimmelbefall vorzubeugen, sollte ein solches Milieu vermieden werden.
Eine Vielzahl verschiedener Wandaufbauten ist mit Strohballen möglich, so dass das Aussehen eines Strohballenhauses ganz unterschiedlich sein kann. Die Palette reicht von einer hinterlüftetenden Holzfassade über Kalkputz, Eternitplatten bis hin zu Putzsystemen für den Aussenbereich. Für innen eignet sich sehr gut Lehmputz auf Stroh, Lehmputz auf Putzträger wie Lehmbauplatten oder eine Verschalung mit OSB-Platten oder Gipskarton mit abschliessender Tapete oder Lehmstreichputz. (siehe Fotos Wandaufbauten Strohballenwand).
Im Zuge der verstärkten ökologischen Ausrichtung im Bausektor wurde das Bauen mit Strohballen wiederentdeckt.
Normale, mit Hochdruck direkt auf dem Feld verpresste Kleinballen sind das Material, aus dem die Wände der Strohballenhäuser gefertigt sind. In Deutschland ist diese Bauweise bereits in einigen Dutzend Strohballenhäusern erfolgreich erprobt. Strohballen sind konkurrenzlos umweltfreundlich, weil sie erstens bei der Herstellung so gut wie keine Schadstoffe produzieren. Zweitens haben sie einen sehr guten Dämmwert, helfen also Heizenergie zu sparen. Die günstige Ökobilanz wird ergänzt von einem sehr günstigen Preis und einer hohen Verfügbarkeit.
Die Ballen werden in einer Hilfskonstruktion aus Holzständern eingestapelt und dann komprimiert, damit der Putz später keine Risse bekommt. Dann wird der Lehmputz in mehreren Schichten aufgetragen.
Die entstehende Wand ist sehr stabil und hat einen passivhaustauglichen Dämmwert. Bedenken wegen Mäusen oder Brandschutz sind grundlos: Die Ballen werden immer verkleidet, meist wie hier mit Lehm verputzt, oder alternativ nach Auftragen eines Lehmunterputzes mit einem Kalkputz oder einer Holzverkleidung versehen. Dadurch sind die Strohballenwände sicher vor Witterungseinflüssen, Feuereinwirkungen und Insekten.
Es gibt eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung von 2014 für Strohballen als Baustoff. Wenn diese Zulassung eingehalten wird, dürfen Strohballen ohne zusätzliche Genehmigung eingesetzt werden. Es gibt außerdem ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis für Wandaufbauten mit F30 und F90 Feuerwiderstandsdauer. Unverkleidete Strohballen gelten als normalentflammbar oder B2 Brandschutzklasse.